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Mainland


Kulinarischer Ausflug in das Spessart-Mainland

Das landschaftlich reizvolle Maintal zwischen Odenwald und Spessart(das Mainland) umfasst ein Gebiet von 23 Kommunen zwischen Wertheim und Aschafffenburg. Der Name Churfranken ist 2007 gegrĂŒndet worden und dieses Gebiet befindet sich im SĂŒdwesten Deutschlands, direkt am Main gelegen mit bekannten Weinlagen und guten Wandermöglichkeiten im Odenwald und Spessart. Dort, wo der Main sich an den sonnenverwöhnten Weindörfern entlang schlĂ€ngelt, wo sich saftige Wiesenlandschaften, idyllische FlusstĂ€ler, kĂŒhle LaubwĂ€lder und klare BĂ€che abwechseln, in diese Region wollten wir unbedingt eintauchen, um das Flair des MĂ€rchenlandes, das Wilhelm Hauff in seinen SpessartrĂ€ubern beschrieb, zu spĂŒren.

Unsere Fahrt ging von Berlin nach BĂŒrgstadt, wo wir im Hotel Adler logierten, und dann von Miltenberg unsere Unternehmungen starteten.
Unser 1. Anlaufpunkt war die „Miltenburg“, das Wahrzeichen der Stadt. Ein Aufstieg lohnt sich schon wegen der herrlichen Aussicht auf die Stadt und das Maintal. Wir erfuhren von der StadtbilderklĂ€rerin Dorothea Zoeller, dass die Burg um 1200 von Mainzer Erzbischöfen als östliche Grenzsicherung auf dem Greinberg errichtet wurde. Der aus Buckelquadern erbaute Bergfried ist der Ă€lteste Teil der Burganlage und heute noch begehbar. Das ehemalige WohngebĂ€ude mit hohem Dach und Treppengiebel wurde durch den Erzbischof Konrad von Weinsberg im 18.Jahrhundert errichtet.

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Die Burg wurde mehrfach erweitert, zerstört und teilweise wieder aufgebaut. Sie diente bis ins 18.Jahrhundert als Sitz der erzbischöflichen Burggrafen. Danach war sie in mehreren privaten HĂ€nden, bis sie 1979 die Stadt Miltenberg erwarb. Lange Zeit konnte man die Burg nur von außen sehen. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten ist sie seit 2011 auch von innen mit dem Burg-Museum zu bewundern. Das Museum beherbergt Ikonen aus der Kunstsammlung der Diözese WĂŒrzburg. Russische und griechische Ikonen stammen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert und jede Ikone gibt das Thema eines Raumes vor, wĂ€hrend moderne Kunstwerke deren Themen aufnehmen. Außerdem werden ĂŒber 200 rumĂ€nische Hinter Glas Ikonen gezeigt. NatĂŒrlich erfĂ€hrt man auch in Schrift und Bild Wissenswertes ĂŒber die Burg und ihrer Burgherren.

In etwa 20 km Entfernung wartete die nĂ€chste Burgruine auf uns. Bevor wir allerdings die „Henneburg“, eine der grĂ¶ĂŸten Burgruinen Bayerns erreichten, sahen wir in Freudenberg schon von weitem die im Wald versteckte Mauer und Ruine der ehemaligen „Freudenburg“. Der markanteste und auch interessanteste Teil dieser Ruine ist der circa 30 Meter hohe , in der Art der „ButterfasstĂŒrme“ erbaute Bergfried. Alle 2 Jahre finden im Sommer auf der Burg die Burgfestspiele auf einer FreilichtbĂŒhne statt.

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Die „Henneburg“ liegt auf einem SandsteinauslĂ€ufer des KĂŒhlbergs und wurde um 1200 von den Schenken von Klingenberg als Grenzbefestigung erbaut. Fast 200 Jahre lang war sie im Besitz des Deutschen Ordens und diente zuletzt dem mainzerischen Amtskeller als Amtssitz. Um 1600 wurde sie verlassen und zerfiel im Laufe der Zeit. Die Burganlage, Bergfried und der 150 m lange Wehrgang sind nach Sanierungsarbeiten wieder gut begehbar gemacht worden und es lohnt sich die Burg zu besuchen.
Doppelt lohnenswert ist es, die Altstadt von Miltenberg, die Perle am Main, mit den vielen schönen FachwerkhĂ€usern zu durchstreifen. Miltenberg hat etwa 10.000 Einwohner, ist die Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises und gehört seit 1816 zu Bayern. Die ZwillingstĂŒrme der Stadtpfarrkirche St. Jakobus weisen den Weg zum Marktplatz mit seinem Schnatterloch.

Am Marktplatz sprudelt der Marktbrunnen, der im 16. Jahrhundert vom Bildhauer Michael Junker aus rotem Sandstein erschaffen wurde und mit tanzenden Putten verziert ist. Der Schnatterlochturm am hinteren Teil des Platzes bildet einen Durchgang zum Wald. Hier beginnt auch ein Fußweg, der die Besucher direkt zur Miltenburg fĂŒhrt. Das Schnatterloch selbst ist ein Loch im Turm, von dem aus eine EntwĂ€sserungsrinne zum Marktplatz fĂŒhrt. Die Wasserversorgung im alten Miltenberg erfolgte bis ins 19. Jahrhundert ĂŒber eine ganze Anzahl von Brunnen.

Nachdem der Quellhorizont fast auf dem Niveau der Hauptstraße liegt, hatte die Stadt kaum unter Wassermangel zu leiden. Der Staffelbrunnen, um 1600 erbaut, wird wegen des zweilĂ€ufigen Auf- /Abgangs so genannt. Heute ist dies der einzige sichtbare Brunnen der Stadt. Die Leute, die das Wasser vom Staffelbrunnen holten, wurden „StaffelbrĂŒnnler“ genannt. SpĂ€ter wurde die Bezeichnung auf alle Miltenberger ausgeweitet und zum „Staffelbrunser“ umfunktioniert. „Brunsen“ bedeutet „urinieren“, und so hat ein Aschaffenburger Bildhauer Kunkel am Main den „Staffelbrunserbrunnen“ geschaffen. Dabei urinieren nĂ€mlich drei unterschiedliche Figuren (der Kleine, der Große und der Angeber) um die Wette und besonders wĂ€hrend der Faschingszeit bezeichnet man alle Miltenberger als „Staffelbrunser“.

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In der FußgĂ€ngerzone erstrahlt das Ă€lteste Gasthaus Deutschlands zum „Riesen“ - nach der Renovierung 2001 - im hellsten Glanze. Die untere gotische und obere Renaissance-Bauart weist auf eine FĂŒrstenherberge hin, wo Jahrhunderte Adlige und Könige einkehrten, um sich zu stĂ€rken. Auch wir machten dort Halt, um uns ein wenig auszuruhen und Kraft zu tanken fĂŒr weitere Vorhaben.

Ein hausgemachtes Gericht aus frĂ€nkischen groben BratwĂŒrsten, speziell fĂŒr den „Riesen“ gemacht im PfĂ€nnle mit dunkler Soße, Sauerkraut und Schwarzviertlerbrot schmeckte ausgezeichnet. Das Faust-Riesen Spezial, ein krĂ€ftig goldenes malzblumiges Spezialbier mit einer feinen Hopfenblume sowie dezenten Honig- und Tabaknoten komplettierte das Gericht und stillte außerdem den Durst.

Nach dem Essen setzten wir mit Dorothea Zoeller die Stadtbesichtigung fort und hielten am Alten Rathaus, einem SandsteingebĂ€ude aus dem Jahre 1379. Es diente zudem als Kauf- und Lagerhaus, in welchem die Ware der Kaufleute drei Tage zum Kauf angeboten werden musste (Stapelrecht). Das sanierte Bauwerk dient heute fĂŒr allerlei Veranstaltungen. Zu sehen sind auch mehrere Hochwasserstandsmeldungen, die auf dem Gestein mit Datum angezeigt werden. Das Museum der Stadt befindet sich im „Haus Miltenberg“, einem GebĂ€ude mit reich verzierten Renaissance-Erkern am Schnatterloch.

Dieses preisgekrönte Museum sollte man keinesfalls versĂ€umen zu besuchen, da der Charme der ĂŒber 400 Jahre alten FachwerkhĂ€user mit der Dauerausstellung, alles ĂŒber die Geschichte und den Wandel der Stadt und der Region verrĂ€t. Schwerpunktsammlungen sind weiterhin Jagdwaffen, Spielzeug, Glas und Keramik. Beim Spaziergang durch die alten Gassen weist uns die StadtfĂŒhrerin auch auf gelbe Messing-Stolpersteine hin, mit Gedenken an die Juden, die hier gelebt haben und wĂ€hrend der NS-Zeit ermordet wurden.

Klassizistische ZĂŒge haben die beiden TĂŒrme der Stadtpfarrkirche, die erst um 1830 errichtet wurden, wĂ€hrend die Kirche mehrfach umgebaut und erweitert wurde und die starken SĂ€ulen des Mittelschiffes auf das 14. Jahrhundert zurĂŒckgehen. Das Innere der Kirche birgt sehenswerte Kunstwerke, wie die um 1400 geschaffene Dreikönigsgruppe, das Madonnenbild, oder das mĂ€chtige Sandsteinkruzifix aus dem 16. Jahrhundert. Die Orgel hat einen guten Klang, zumal das Orgelwerk 2004 neu erbaut wurde unter Wiederverwendung von 13 Registern aus dem VorgĂ€ngerinstrument. Ein Orgelkonzert sollte man nicht versĂ€umen, da dieses Erlebnis eine nachhaltige Wirkung zeigt.

Nachhaltig bleibt auch der Besuch der Brauerei „Faust und Schatzkapelle“ mit Verkostung, die Dorothea Zoeller organisiert und durchgefĂŒhrt hat. Seit 360 Jahren gibt es die Familienbrauerei Faust. In vierter Generation fĂŒhren die Cousins Cornelius und Johannes Faust das Brauhaus. Faust Bier-SpezialitĂ€ten zeichnen sich durch ausgezeichnete QualitĂ€t und erstklassigen Geschmack aus. Die Craftbiere verfĂŒgen ĂŒber mehrere Auszeichnungen und Preise. Sie lagern in dem von Fackeln beleuchteten Felsenkeller, der Faust Schatzkapelle.

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Dreißig Meter unter Sandsteinfelsen reifen sie in dem historischen Gewölbe zu einem ganz besonderen Genuss heran. Die Biere schmecken so gut, weil sie wertvolle Zutaten aus der Region erhalten und nach traditioneller Braukunst mit Liebe und Sorgfalt verarbeitet werden. Sie gĂ€ren in offenen GĂ€rbottichen, reifen lange mit einer schonenden Filtration und Verzicht auf Pasteurisierung. Die Brauerei erstreckt sich ĂŒber 5 GebĂ€ude, die zwischen 1500 und 1900 erbaut wurden. Durch Um- und Anbauten wurden 2014 neue Malzsilos errichtet und 2015 das neue Vier-GerĂ€te-Sudhaus in Betrieb genommen. 2016 war das Jahr mit dem höchsten Ausstoß von 60.000 hl Bier. FĂŒnfzig Mitarbeiter beschĂ€ftigt die Brauerei, darunter zehn Brauer, drei Biersommeliers, einen Bierbotschafter und drei Auszubildende. Die wichtigsten MĂ€rkte sind Bayern, Baden-WĂŒrttemberg und Hessen.

Nach unserer Erlebnis-Besichtigung hatten wir mehrere Bier-SpezialitĂ€ten probiert. Das waren das „Faust Pils“, ein untergĂ€riges Bier mit feinem Hopfenaroma - der Klassiker; dann „Faust Bayrisch Hell“, ein Helles mit frischem feinblumigen Duft und einer leichten Malzigkeit; das „Faust Hefe-Weizen-alkoholfrei“, ein erfrischender Durstlöscher mit fruchtigen Hefearomen, kalorienreduziert + vitaminhaltig und das von MĂ€rz bis Oktober saisonale „Festbier“, ein sĂŒffiges, krĂ€ftig-goldenes Spezialbier mit Hopfenblume und frischem malzbetonten Charakter.

Alle Bier-SpezialitĂ€ten schmeckten nach mehr, eine besondere Note hatte das „Faust Natur-Radler“, eine naturtrĂŒbe Mischung aus 50 Prozent Bier und 50 Prozent Zitronenlimonade, die herrlich den Durst löschte mit echtem Zitronensaft und natĂŒrlichen Aromen. Dann verkosteten wir noch die 5-Bier-RaritĂ€ten. Einmal im Jahr wird der „Jahrgangsbock“ gebraut, ein Doppelbock mit natĂŒrlichen Rohstoffen, der nach der AbfĂŒllung eingelagert wird, um zu reifen. Es verstĂ€rken sich die Aromen und ein hoher Anteil dunkler Malze ist fĂŒr den blumigen Karamell-Geschmack verantwortlich.

Der „Eisbock“ reift nach der GĂ€rung und dem Ausfrieren mehrere Monate im Holzfass. Dadurch erhĂ€lt er seine charakteristische Milde und wurde als „Bestes Starkbier der Welt“ ausgezeichnet. Das „Auswandererbier 1849“ ist ein besonders haltbares Bier mit einem großen Hopfenanteil aus Deutschland und Amerika und einem hohen Alkoholgehalt. Nach der leichten SĂŒĂŸe im Antrunk folgt ein krĂ€ftiges Bitter, welches viele Biertrinker mögen. Die „Braureserve 1237“ ist ein Starkbier, das mit Bier- und Weinhefe vergoren wird, bevor es 12 Monate im Eichenfass reift. Das rotbraune Bier mit cremefarbenem Schaum schmeckt unter anderem nach Himbeere, Melone und Pflaume.

Mein Highlight war allerdings das „Hochzeitsbier“, ein nach Hopfen duftendes, aber nicht bitteres Bier, so wie es Babette wĂŒnschte, als Adalbert Faust um ihre Hand anhielt, ihren Wunsch erfĂŒllte und sie heiratete. Dieses orange-goldene Craftbier mit der Rezeptur von Adalbert Faust besticht durch fruchtige Aromen von Lychee und Grapefruit.

Nach dem Bierkonsum meldete sich der Hunger und wir fuhren nach Großheubach zum Abendessen in das Gasthaus „Zur Krone“. Dieses Gasthaus wird im Familienbetrieb gefĂŒhrt und bietet aus der Frische-KĂŒche frĂ€nkische Köstlichkeiten und internationale SpezialitĂ€ten sowie dazu passende Weine an. Entspannt feiern und tagen können ebenso bis zu 70 Personen im rustikalen Ambiente der Scheune.

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Niki Restel empfing uns im romantischen Innenhof auf der Terrasse und begrĂŒĂŸte uns mit einem Aperitif (Riesling Sekt). Der KĂŒchenchef Rolf Restel und sein Team hatten fĂŒr uns ein MenĂŒ zusammengestellt, das mit einem „Tatar vom Lachs mit KrĂ€utersalat“ begann. Dazu empfahl die Gastgeberin einen fruchtigen Silvaner Kabinett Wein aus Großheubach. Zum 2. Gang wurde eine „KĂŒrbissuppe-KĂŒrbisöl Wan Tan“ kredenzt und wir tranken den Weißwein Silvaner Main-Stein dazu. Etwas spĂ€ter kam das „Seeteufel und Garnelen-Thai“ Gericht auf den Tisch und ein fruchtiger Riesling-Wein, der aus 50 Jahre alten Reben gekeltert wurde und vom Weingut Benedikt Baltes stammte, rundete die Köstlichkeit ab.

Zum letzten Gang wurden uns „Tranchen vom RinderrĂŒcken mit Böhnchen und SĂŒĂŸkartoffelpĂŒree“ serviert, und es passte ausgezeichnet ein FrĂŒhburgunder Rotwein, der „BĂŒrgstadter Berg“ aus dem Weingut Rudolf FĂŒrst dazu. Zum Dessert servierte uns Rolf Restel „Apfel Crumble und Vanilleeis“ und der Eisbock-Bierbrand von der Miltenberger Faust Brauerei beendete dann den lukullischen Ausflug in dem Gasthaus „Zur Krone“. Das heißt, es wartete noch Brennmeister Michael Mayer aus der Aschaffenburger Umgebung auf uns, der anschließend im Hof verschiedene EdelbrĂ€nde vorstellte, die wir verkosteten und bewerten durften.

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Michael Mayer arbeitet in seinem familiengefĂŒhrten Betrieb in der kleinen Brennerei Destilleum in Großostheim/Pflaumheim zwischen den AuslĂ€ufern des Spessart und des Odenwaldes. FĂŒr ihn gilt das Terroir, den typischen Duft und das Aroma der jeweiligen Frucht in reinster Form herauszudestillieren. Das Obst muß „baumfallend“ reif sein und wird dann schnell von Hand geerntet. Dann kann es nachreifen, wird selektiert, gereinigt, eingemaischt und vergoren, danach schonend abgebrannt, verschnitten und mit weichem Wasser abgefĂŒllt. So schmecken seine EdelbrĂ€nde auch nach der jeweiligen Frucht, wobei er auf jegliche Art von kĂŒnstlichen Aromen verzichtet. Aus eigenem Anbau kommen die klassischen Obstsorten Apfel, Birne und KrĂ€uter und zusammen mit einigen weitere Zutaten wachsen diese in seinem Garten. Erfahrung und perfekte Herstellung gilt der QualitĂ€t seiner Edelbrand-SpezialitĂ€ten und Liköre. Damit punktet Michael Mayer und hat schon etliche Preise abgerĂ€umt. Wir probierten unter anderem einen ausgezeichneten ungezuckerten Zwetschgenbrand, einen krĂ€ftigen Bierbrand vom dunklen Bock, der in 3 FĂ€ssern destilliert wurde, einen Elsbeerbrand von der Streuobstwiese und einen Kirschbrand aus der Schwarzkirsche, der nach Mandel und Marzipan schmeckte. Des Weiteren kamen verschiedene exzellente Liköre dazu und der Knaller war fĂŒr mich der „Muskatella Trester“, der zum abschließenden Espresso gereicht wurde.

Am nĂ€chsten Tag stand eine kurze Wanderung auf dem FrĂ€nkischen Rotweinwanderweg auf dem Programm. In Deutschland ist mit rund 70 Kilometern dieser Weg der lĂ€ngste, der aber leicht in Etappen erwandert werden kann. Er fĂŒhrt durch die einzigartige churfrĂ€nkische Steillagen-Landschaft mitten in die historischen Buntsandsteinterrassen, vorbei an den grĂŒnen Rebstöcken mit herrlichen Ausblicken auf das Maintal. Im milden Klima wachsen hier die besten Weinreben, nicht nur herausragende Rieslinge, sondern auch ausgezeichnete SpĂ€tburgunder-Rotweine, die man in HĂ€ckerwirtschaften, auf Winzerfesten oder direkt bei den Winzern schmecken kann. Der FrĂ€nkische Rotweinwanderweg ist eine erlebnisreiche Route fĂŒr alle Jahreszeiten.

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Auf der Churfranken-Homepage ist eine digitale interaktive Karte verfĂŒgbar, die jede einzelne Etappe und ihre SehenswĂŒrdigkeiten in Wort und Bild umfassend beschreibt. Auch wenn man durch die Region radeln möchte, findet man sĂ€mtliche Informationen ĂŒber Radwege (Limes - 3 LĂ€nder-Main-Radweg) und die entsprechenden Schwierigkeitsgrade dazu. Der Rebaustrieb im Mai hat seine Reize, der Juni mit den RebblĂŒten, das ĂŒppige GrĂŒn im Hochsommer, die LaubverfĂ€rbung im September mit der nachfolgenden Lese und das dunkelrote Herbstlaub im Oktober. Auch wir wanderten von den Erlenbacher Weinterrassen bis zum „terroir f Punkt“ ein StĂŒck auf dem FrĂ€nkischen Rotwein-Weg entlang und wurden von den Jungwinzern Bastian Hamdorf und Verena Waigand begleitet.

Dabei erfuhren wir viel ĂŒber Flora und Fauna der Region, ihre geologische Struktur und den umweltgerechten Weinanbau. Die Verkostung ihrer RebensĂ€fte fand auf einer Picknick-Plattform im Weinberg statt. Vorher kletterten wir auf einer alten steilen Winzertreppe in den Churfranken-KrĂ€utergarten hinab und testeten deren Produkte. Bei der Weinverkostung probierten wir zuerst einen hervorragenden 2015er Riesling von Bastian Hamdorf und danach einen SpĂ€tburgunder aus ganzen Beeren in Maischebottiche vergoren, 2 bis 3 Jahre im Holzfass gelagert und dann abgefĂŒllt. Bastian Hamdorf wurde 1982 auf der Insel Föhr in Nordfriesland geboren.

Die ersten Weinerfahrungen machte er 2004 in Rheinhessen wĂ€hrend seines Praktikums. Von 2005 bis 2009 studierte er Weinbau und Oenologie in Geisenheim und sammelte in den Semesterferien weitere praktische Erfahrung in Neuseeland. Nach dem Abschluß als Diplom-Oenologe arbeitete er ĂŒber 3 Jahre bei renommierten WeingĂŒtern, bis er 2016 sein eigenes Weingut in Anspruch nahm. Bastian betreibt also Weinbau in erster Generation, zuerst in Großheubach, weitere Weinberge sind dann in Klingenberg dazugekommen. Es handelt sich ausschließlich um Terrassenlagen und Buntsandsteinböden, die in Handarbeit nachhaltig und ökologisch bewirtschaftet werden.

Das bedeutet unter anderem - Bodenbearbeitung mit Hacke und FrĂ€se, Sommer- und WinterbegrĂŒnungen, sorgfĂ€ltige Schnitt- und Laubarbeiten und spĂ€te Lese der Weine. Die terrassierten Buntsandsteinböden prĂ€gen die Weine, sind mineralisch, krĂ€ftig im Geschmack und besitzen eine lange Lagerzeit. Seit 2015 ist sein Weingut in der Umstellungsphase zum Bioweingut und dabei konzentriert er sich besonders auf die alten Rebsorten Silvaner, Riesling, SpĂ€tburgunder und Portugieser. Die Jungwinzerin Verena Waigand stellte uns aus dem 70 Jahre langen familiengefĂŒhrten Weingut einen fruchtigen Weißburgunder sowie einen hochwertigen SpĂ€tburgunder S-Wein vor. Auf den querterrassierten SteilhĂ€ngen in Churfranken mit sĂŒdwestlicher Sonneneinstrahlung gedeihen die Burgundersorten ebenso prĂ€chtig wie die typisch frĂ€nkischen Sorten. Im MĂ€rz 2017 wurde Verena in dem Weinmagazin „Vinum“ mit dem Familienweingut als kleinstes Weingut in die Liste der 25 besten „Deutschen Winzertalente“ aufgenommen und im September 2017 gab es eine Auszeichnung in der Zeitschrift „Selection“ als beste Jungwinzerin.

Verena ist Weinbetriebswirtin und als Juniorchefin arbeitet sie im Weingut Waigand und ist unter anderem als WeinkĂŒferin fĂŒr die Kellerarbeit bei der Weinherstellung zustĂ€ndig.
Nach der interessanten Wanderung entlang des FrĂ€nkischen Rotwein-Wanderweges und der anschließenden Verkostung exzellenter Weine machte sich der kleine Appetit bemerkbar und wir fuhren nach Alzenau/Michelbach zum Weingut Höfler, um eine reichhaltige Winzervesper einzunehmen.

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Die hausgemachten Wurst-Brot-und KĂ€sesorten schmeckten ausgezeichnet, zumal ein Riesling-Wein die Winzermahlzeit noch komplettierte. WĂ€hrend des Essens bekamen wir interessante Informationen ĂŒber das Weingut, das seit 1984 in den HĂ€nden von Edeltraud und Bernd Höfler liegt. In der Folgezeit wurden neue VerkaufsrĂ€ume eingerichtet, der Innenhof neu gestaltet sowie die Fassade der Wirtschaftsbauten erneuert. Trockenmauern und Steinhalden prĂ€gen in den Hang-und Steillagen das Bild des Weinberges.

Typische Bestandteile des Bodens sind Gneis, Quarzitschiefer und LĂ¶ĂŸ mit hohen Anteilen an verschiedenen Mineralien, die als „Urgestein“ bezeichnet werden und den Riesling gedeihen lassen, weil er unter diesen Voraussetzungen einen mineralischen, pikant-fruchtigen Geschmack entwickelt. FĂŒr die hochwertigen Weine gibt es mehrere LesegĂ€nge; die Trauben werden schonend gekeltert und kontrolliert vergoren. Die Rotweine reifen in großen EichenholzfĂ€ssern, wĂ€hrend die Weißweine in Edelstahltanks ihren Geschmack entwickeln. Eine besondere Beachtung finden außerdem die Urgestein-Sommerweine. Diese sind frisch, fruchtig, nicht zu schwer und bieten viel TrinkvergnĂŒgen in der warmen Jahreszeit. Mit mehrfachen Auszeichnungen wurde die QualitĂ€t der Höfler-Weine gewĂŒrdigt.

Der Jungwinzer Johannes Höfler hat ebenfalls Weinbau studiert und unterstĂŒtzt seinen elterlichen Betrieb mit Rat und Tat. Ihm liegt nicht nur die QualitĂ€t am Herzen, sondern auch die Schonung der Ressourcen. Pflanzenschutz, die Gesunderhaltung des Bodens sowie die Vielfalt von Wildpflanzen und Insekten sind wesentliche Kriterien bei der Arbeit.

Nachdem wir uns nach dem Essen im Weingut umschauten und spĂ€ter die Schritte auf den Michelbacher Weinberg lenkten, wartete ein weiteres Highlight auf uns, und zwar Simon’s Feinbrennerei im Dörsthof 4 des gleichen Ortes Alzenau-Michelbach.

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Severin Simon arbeitet in 5. Generation im Familienbetrieb. In seiner Edelbrennerei werden die alten Traditionen der Brennkunst gepflegt und in hochwertige Destillate und BrĂ€nde ĂŒberfĂŒhrt. Deutscher Rum, Gin und sogar Whiskey gehören zu seinen SpezialitĂ€ten. Der achtsame und nachhaltige Umgang mit den Rohstoffen der Natur ist ein wichtiges Thema fĂŒr ihn und sein Team. Handarbeit aus Überzeugung ist ein Grundpfeiler seiner Philosophie. Bei fassgereiften Destillaten wird grundsĂ€tzlich mit FĂ€ssern aus Spessarteiche gearbeitet.

Die Destiller werden mit Holz aus dem eigenen Wald befeuert. Das Obst stammt aus alten Streuobstwiesen und das Korn fĂŒr den Whiskey und Gin aus eigenem Anbau. Per Segelschiff kommt sogar die Zuckerrohrmelasse fĂŒr den Rum aus der Karibik. QualitĂ€t wird in der Manufaktur ganz groß geschrieben, das zeigen auch immer wieder die PrĂ€mierungen seiner erstklassigen Destillate. Auch wir können uns bei der Verkostung einiger Destillate (Whiskey, Gin, ObstbrĂ€nde, Rum) von der guten QualitĂ€t seiner Produkte ĂŒberzeugen. Die Simon-Brennerei hat tĂ€glich, außer Sonntag geöffnet. Es gibt einen Hofladen, man kann die Spirituosen natĂŒrlich auch online bestellen und jeden ersten Samstag im Monat werden FĂŒhrungen und Verkostungen angeboten, wobei man den Arbeitern ĂŒber die Schulter schauen darf.

Schließlich fuhren wir dann noch nach Alzenau/Hörstein zum Hotel KĂ€fernberg, um den gastronomischen Ausflug an diesem Tag zu beenden. Die Winzerin Edda Hein-Barnetzki zeigte uns einen Teil ihres nahegelegenen Weinberges, der auf dem Schiefer-,Gneis und Granitboden einen herrlichen Weißburgunder gedeihen lĂ€sst. Im Hofgut Hörstein bestaunten wir das neue moderne KellergebĂ€ude und die großen Edelstahltanks, wo der neue Wein schon zu reifen begann. Zwischendurch gab’s kleine Leckereien und einen frischen Federweißer, bevor wir uns spĂ€ter im Restaurant KĂ€fernberg zum Abendessen trafen.

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KĂŒchenchef Joachim Hein stellte ein vorzĂŒgliches MenĂŒ zusammen und seine Frau servierte die entsprechenden Weine dazu. Als Vorspeise wurde eine „Selleriecremesuppe mit Forelle auf Kartoffelsalat und Pfifferlingsalat“ gereicht. Zu trinken gab es einen Silvaner Wein, wĂ€hrend beim Hauptgericht des „Rehmedaillons auf Wirsing und KartoffelplĂ€tzchen“ ein SpĂ€tburgunder die Speise abrundete. Ein nachfolgender Traminer ließ den Nachtisch „Beerengratin mit Vanilleeis“ auf der Zunge zergehen und den Abend wunderbar ausklingen.

Eine Fahrt ins herrliche Hafenlohrtal ließ den neuen Tag beginnen. Mit Christian Salomon vom Naturpark Spessart und Bauer Reinhold Tausch machten wir einen informativen Spaziergang zur WasserbĂŒffelweide mit den dazugehörigen WasserbĂŒffeln. Dabei erfuhren wir, dass in diesem Landschaftsgebiet die Fichtenkulturen gerodet und mit nassen BracheflĂ€chen in Weideland umgewandelt wurden. Um ein artenreiches Wiesental zu bekommen leben dort im Sommer die WasserbĂŒffel vom natĂŒrlichen Pflanzenaufwuchs mit freiem Wasserzugang. Den Winter verbringt die Herde auf einer Freilandkoppel mit Offenstall bei Bergrothenfels. Christian Salomon erklĂ€rte uns, dass der Einfluss der BĂŒffelbeweidung sich positiv auf die Tier- und Pflanzenwelt auswirkt. Dabei werden seltene Tier-und Pflanzenarten durch die Anwesenheit der WasserbĂŒffel gefördert. BĂŒffel sind sehr robuste, aber besonders zahme Tiere.

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Das Fleisch ist fett- und cholesterinarm, dafĂŒr reich an gesunden FettsĂ€uren und Mineralstoffen. Bauer Reinhold Tausch bewirtschaftet im Familienbetrieb einen Biohof mit Schafen, Galloways-Rindern, Pferden und WasserbĂŒffeln in Bergrothenfels. Seine Aufgabe besteht darin, die Landschaft zu pflegen, eine artgerechte transparente Tierhaltung zu gewĂ€hrleisten, die Tiere schonend zu verladen, kurz zu transportieren, stressfrei zu schlachten und mit grĂ¶ĂŸter Sorgfalt und bester QualitĂ€t Bioprodukte herzustellen. Zum Verkauf werden alle Fleisch-und Wurstwaren angeboten. Dabei sind sie kĂŒchenfertig zerlegt, hygienisch vacuumiert und entsprechend etikettiert.

Vom Hafenlohrtal ging es nun immer am Main entlang nach Marktheidenfeld, heute eine Stadt mit ca. 11.m5000 Einwohnern, die aus einer Mischung von historischen FachwerkhĂ€usern, idyllischen Maingassen und moderner Architektur besteht. Zu den eindrucksvollsten SehenswĂŒrdigkeiten zĂ€hlen das blaue Franck-Haus und die St.Laurentius-Kirche. An dieser Kirche ist ĂŒber 700 Jahre gebaut worden. Vier Bauabschnitte im romanischen, gotischen, barocken und neubarocken Stil lassen sich unterscheiden. Das Franck-Haus ist ein reiches BĂŒrgerhaus der Barockzeit und wurde im 18.Jahrhundert errichtet. Die blaue Schmuckfassade und der prunkvolle Festsaal mit seinem DeckengemĂ€lde und der historischen Wandbespannung sind Besonderheiten dieses GebĂ€udes. Heute wird es als Kulturzentrum genutzt. Neben wechselnden Kunst-und Themenausstellungen finden Konzerte, Lesungen und Trauungen im Festsaal und im Innenhof statt. Der Überlieferung nach sei auch hier die Sektherstellung in Deutschland erfunden worden.

Deshalb begannen wir auch am Franck-Haus unseren Gourmetspaziergang mit einem Glas Sekt und beendeten die lukullische Runde mit einem Mittagessen im „Weinhaus Anker“. Alfred Oetzel war unser StadtfĂŒhrer, der uns reichlich mit Informationen versorgte und mit uns zunĂ€chst das „BrĂ€ustĂŒble“ ansteuerte. Diese GaststĂ€tte befindet sich auf dem Brauereihof der „MartinsbrĂ€u“,welche von Anfang an eine Familienbrauerei war. Die ersten GebĂ€ude stammen von 1881. Heute wird das Unternehmen in 4. Generation von Maria Martin geleitet. Nach der Sanierung des „BrĂ€ustĂŒbles“ haben inzwischen Elvira und Thomas Karpf das Zepter der Gastlichkeit in der Hand. Marktfrische regionale QualitĂ€tsprodukte und lokale SpezialitĂ€ten werden angeboten. Im Gastraum finden bis 60 Personen zum Essen und Trinken Platz. Im Festsaal des Obergeschosses können große und kleine Veranstaltungen angeboten werden und der urige windgeschĂŒtzte Hof bietet 90 GĂ€sten Unterschlupf. Zum 2. kulinarischen Gang ließen wir uns einen mit ZitrusfrĂŒchten hausgebeizten Lachs mit Honigsenfsauce, Blattsalat und Rösti schmecken und ich trank ein alkoholfreies Sankt Martinus Weizenbier dazu.

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Bevor wir dann das „Bistro Madeleine & La Cabana Cantina“ aufsuchten, bewunderten wir zuerst den achteckigen Fischerbrunnen auf dem Marktplatz, der neben sĂ€mtlichen eingemeißelten Wappen einen Mainfischer beim Fischen zeigt und an die einstige Fischersiedlung erinnert, und spĂ€ter die backsteinfarbene und aus Buntsandstein gefertigte MainbrĂŒcke, das Wahrzeichen der Stadt. Der Besitzer des ĂŒber 30-jĂ€hrigen erfolgreichen Gastronomiebetriebes, Norbert Becker, hieß uns in seinem mediterran eingerichteten Restaurantbereich herzlich willkommen und servierte eine eigens kreierte Sommerlimonade aus schmackhaften Orangen, Melone, Pfefferminze, Eis sowie ausgekochtem Zucker-Sirup. Ansonsten begeistert die KĂŒche Jung und Alt mit einzigartigen Salaten, leckeren Nudelgerichten und mexikanischen SpezialitĂ€ten.

Durstlöschend erholt und guten Mutes fanden wir uns schließlich zum Hauptgericht, dem 4. Gang, im Restaurant „Weinhaus Anker“ ein. Diese LokalitĂ€t befindet sich im Hotel Anker, zu dem ein Weinladen mit familieneigenen Weinen, ein professioneller Tagungsbereich mit mehreren Seminar-und GruppenrĂ€umen sowie ein Wellness-Studio gehören. FrĂ€nkische und internationale KĂŒche haben dort Vorrang, im Weinkellerlokal „Schöpple“ frĂ€nkisch-deftige Kost, und im historischen Holzfasskeller werden weinselige Events, lustige Weinproben oder KĂŒnstlerauftritte dargeboten. Zum Hauptgericht dem 4. Gang zauberte der KĂŒchenchef ein „Rehragout mit Pfifferlingen und KlĂ¶ĂŸen“, wĂ€hrend der Sommelier einen Silvaner-Wein empfahl. Damit ging unsere schmackhafte köstliche Reise zu Ende und wir machten uns aus ZeitgrĂŒnden schleunigst auf den Heimweg nach Berlin. Ein Dankeschön nochmals an alle Beteiligten, die uns solch eine wunderbare kulinarische Reise ermöglichten.

Weitere Informationen bei:

Tourismusverband Spessart-Mainland e.V.
Industriering 7, 63868 Großwallstadt
Tel.: 06022/261020
Fax: 06022/262230
E-Mail:info@spessart-mainland.de

Text:

Peter Marquardt

Fotos:

Matthias Dikert


         


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